Ode an ein Biest
Ich bin es so leid, Angst vor der Angst zu haben, dass ich all diese Sorgen erbrechen muss: konkrete und abstrakte, über die Zukunft, über Geld, über die Existenz der Welt, über Kriege, über den Verlust geliebter Menschen, über die Familie, über Heimatlosigkeit, über die Möglichkeit, im Gefängnis zu landen, über Dummheit, über das Schicksal von allem, aber vor allem über die Grausamkeit der anderen, von allen, und schließlich über meine eigene, oder? Ich habe Angst, Teil des Kreises der Ohrfeigen, der Schläge in den Magen und der Schnitte in die Haut zu sein. noch mehr Angst darin, diejenige zu sein, die schneidet. diejenige, die schlägt. diejenige, die sich am Schmerz der anderen erfreut.
Angst befiehlt mir zu schweigen. Ich rede aber.
Ich habe vor kurzem begonnen, Brutalität zu zeichnen, Leichen, Morde, eine ganze Sammlung an kuriose Gewalt des Seins, die ich gelegentlich bewundere. so seltsam. ich erinnere mich bruchstückhaft, dass ich schon lange, lange Zeit Sympathie für Brutalität empfinde, ohne es zu merken. oh, mag ich mich? Die Brutalität ist da,ich bin es auch, es ist in mir, es ist in dir, es ist in allen, wir sind nur wilde Tiere, oder?
Hauptsache ist, in keine (Opfer)rolle zu verfallen.
Mich fasziniert aber Blut,mich fasziniert aber Schmerz, mich fasziniert aber vor allem die kollektive menschliche Kontrolle darüber. ich bin ein Raubtier, du auch, na und? ich zeichne paar toten, ohne daran zu glauben, es je machen zu wollen.
Ich denke ständig, dass es nicht an mir liegt, sondern an anderen. Ich denke ständig, dass ich es so möchte, denn urteile zu schnell nicht, dann wirst du auch nicht verurteilt. Und in meinem Kopf ist es das reine Urteil! Aber es ist so was von befreiend, wenn man darüber spricht.
Nur darüber zu sprechen reicht für die Freiheit. Nur darauf zu starren, ohne Augen abzuwenden - ist die Freiheit selbst. Nur keine Verklemmung bitte.
Oder?
es. gibt. keine. Bilder. in. meinem. Kopf. er. ist. leer. weil. die. Gedanken. so. viel. Platz. auf. den. Blöcken. den. Wänden. den. Labyrinthen. eingenommen. haben. dass. ich. mir. nicht. eingestehen. kann. wie. ich. erkannt. habe. dass. sogar. der. Fleischwolf. in. meinem. Magen. ekelhaft. ist. um. darüber. zu. schreiben. weil. alles. so. zermahlen. ist. dass. es. nicht. gefunden. werden. kann.
Also.
zuerst fühlte ich also die Freiheit, “ein thema an der schnittstelle zwischen dem genialen und dem banalen”. ich fühlte die idee, dass ich so dem tod ein Schnippchen schlagen könnte. vor allem meinem eigenen. es ist so beängstigend, zu sterben. es ist so beängstigend, den tod in zahlen zu sehen, so losgelöst. "Zwei Menschen sind nach dem Beschuss gestorben." Nun, es waren nur zwei, na und? Das ist ja kein altes, trockenes Brot wert. Nur eine trockene Person. du musst es also vor dir sehen. du musst es beschreiben können, um sanft zu bleiben. du sagst, du sollst es unterdrücken, ich sage, du sollst es vor dir stellen. ganz rein. ganz toll. ganz wunderbar.
dann gedanken, gedanken, gedanken, gedanken, gedanken, gedanken. zermahlen.
prokrastination, um das fadenknäuel nicht gleichzeitig zu entwirren und zu verheddern. und eine plötzliche Befriedigung eigener Tätigkeit. aus den schatten wird früher oder später das hellste licht aufsteigen. denn schön ist nur die, die ertragen kann, in spiegel zu blicken. Denn schön ist nur der, der eigene Reflexe durch Gedanken ersetzt.
Amen.